Ihre, deine, meine Geschichte

Ein Teil von Deanna, der Protagonistin, wohnt irgendwo in meiner Nähe. Dann gibt es eine, die wohnt in Australien, eine in Amerika. Ich bin mir sicher auch in Italien, Frankreich, Brasilien, Kanada und was es halt sonst noch so an Ländern gibt. Ein Teil von Deanna kommt auch mir bekannt vor, das bin auch ich und vermutlich auch derjenige, der gerade diesen Satz liest. Sara Zarr hat das genau erkannt. Das ist die Geschichte eines Mädchens, nichts anderes. Story of a Girl.

Ganz grob gesagt wird Deanna als sie 13 ist mit dem besten Freund ihres Bruders auf dem Rücksitz erwischt, er 4 Jahre älter. Wer sie erwischt hat: ihr Vater.

Überspringen wir den Part und wenden wir uns wichtigeren Dingen zu. Frau Zarr hat so viel in dieses Buch gesteckt. Selten liest sich eine Lektüre mit der Stimme eines Teenagers, wie sie wirklich ist, selten denkt man sich beim Lesen: ja, genau...genau!. Story of a Girl zeigt die Realität wie ein Spiegel, den man sich vors Gesicht hält.  Der Leser befindet sich selbst zwar vermutlich/vermutlich nicht in der Rolle der grundlos verurteilten "Schulschlampe", oder mitten in einer Problemfamilie, aber es ist einfach dieses Menschliche, das man aus Deannas Situation wiedererkennt.

ZickeZum einen wäre da Deannas Bekanntheit als "Schulschlampe". Und wieso? Ok, sie war 13, er 17. Und sonst? Seitdem das passiert ist hatte sie weder einen Freund noch irgendeine derartige Beziehung. Sie ist kein schlechterer Mensch geworden, kein besserer, sie ist nach wie vor Deanna. Und dennoch schleppt sie dieses Ereignis wie einen Rucksack voller Steine mit sich rum. Theoretisch könnte sie den Rucksack irgendwo stehen lassen. Tschüss, hasta niewieder, Schwamm drüber! Wer macht den schon eine große Sache draus?
Wir! Menschen! Mal ganz ehrlich:...das war doch die...ja, die ist ja ein bisschen komisch...war klar, dass aus der mal nichts wird...wie sieht die denn aus...wie ist die denn angezogen...was guckt denn die so blöd...etc...etc...etc... Kommt einen das bekannt vor? NEIN! Also wirklich! Tzz! ...oder...
Natürlich, Vorurteile sind menschlich, davon brauchen wir gar nicht reden. Spätestens seit "Stolz und Vorurteil" ist das allen klar. Trotzdem ist es immer wieder schön daran erinnert zu werden , pardon meiner Rede, sich selbst ab und an mal kräftig in der Arsch zu treten. So geht's nicht!

If I were a different kind of sister, a better kind, I would have hugged him and told him everything would be okay. Maybe if we were out of my parents' house, in our own place, we could be that kind of family. But here we are the same old Lamberts we'd always been. And besides, for all I knew, nothing would ever be okay again. (S. 101)

Wenn, vielleicht, besser. Diese absolut grandiose Textstelle zeigt wie es ist. Wir wissen doch alle was wir besser machen könnten, wenn wir uns nur ein bisschen anstrengen, wenn doch nur, wenn doch nur. Wir wissen es, wir könnten es, tun es nicht. Täglich, immer, überall und endlich auch zum lesen. Was ist das? Menschlichkeit.

Was mir jedoch fast am meisten an der ganzen Geschichte imponiert hat ist der Titel von Deannas Geschichte. "Story of a Girl", sagt alles aus, was man wissen muss. Die Geschichte eines Mädchen/Mädchen.

Story of a Girl

Dieses Taschenbuch wurde von der talentierten Sara Zarr verfasst und erschien beim Little Brown Verlag. Freuen kann man sich auf 192 wirklich lesenswerte Seiten, die für 5.80€ erhältlich sind.

"Auseinandergesetzt" ist eine Kategorie auf meinem Blog, in der ich mich mit der Thematik eines Buches auseinandersetze. Einfach weil das Gelesene irgendwie verarbeitet werden muss. Die texte fallen meist eher kurz und unbeholfen aus, da ich meine Gedanken über die Themen oft nicht richtig ausdrücken kann. Aber gesagt werden muss etwas. Am besten lest ihr die vorgestellten Bücher einfach selbst, die sind es wirklich wert. Stürmt die Buchläden!

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